Exkursion nach Kelheim, Hallstatt und Manching (03.-05.10.2014)
Am 3. Oktober morgens in aller Frühe (6.00 Uhr) machte sich eine noch müde, aber dennoch gespannte Gruppe mit dem Bus auf den Weg nach Hallstatt in Oberösterreich. Der erste Zwischenstopp war für Kelheim im Altmühltal geplant. Leider zögerte sich unsere Ankunft durch Herbstferienbeginn und langes Wochenende ein wenig hinaus. Der Verkehr auf den Autobahnen erlaubte uns nicht, den ambitionierten Zeitplan einzuhalten. Endlich in Kelheim angekommen, wurden wir von Prof. Dr. Michael Rind, Direktor der LWL-Archäologie für Westfalen, und noch weiteren Teilnehmern empfangen, die trotz räumlicher Entfernung zu Herne dem Förderverein verbunden sind und uns auf dem weiteren Weg begleiteten.
Schnell gestärkt im Gasthaus „Weißes Lamm“ in der pittoresken Kelheimer Altstadt, präsentierte uns Prof. Dr. Rind im Archäologischen Museum die Ergebnisse seiner früheren Wirkungsstätte. Als zuständiger Archäologe für die Region hat er sowohl den Aufbau des Museums als auch die Idee und Umsetzung des Archäologischen Parks Altmühltal maßgeblich mitverantwortet. In der Kürze der Zeit erhielten wir einen umfassenden Überblick über die Funde der Region und den didaktischen Aufbau der Sammlung. Anschließend besuchten wir eine Station des Archäologischen Parks, das rekonstruierte Keltentor in unmittelbarer Nähe zur Altmühl. Die verschiedenen Stationen des Parks liegen verkehrsgünstig für Radfahrer und Fußgänger mitten im Naherholungsgebiet. Audiostationen mit Gedichten und Texten zu den jeweiligen Themen führen die Besucher in die Themen ein.
Prof. Dr. Rind konnte uns zu den Vorüberlegungen und zur Umsetzung der Rekonstruktion des Keltentores Informationen aus erster Hand bieten. Wir erfuhren von den Schwierigkeiten der Holzbeschaffung, aber auch, dass das Tor aus touristischen Gründen seitenverkehrt – mit dem Fluss im Rücken – aufgestellt wurde.
Am späten Nachmittag fuhren wir dann weiter nach Hallstatt. Hier erfolgte nach einer ersten Erkundung des Geländes des Sport- und Freizeitzentrums Obertraun, in dem wir untergebracht waren, die – im Dunkeln zugegebenermaßen schwierige – Erkundung des Örtchens Hallstatt. Den Tag ließen wir gemeinsam im Gasthaus „Weißes Lamm“ (diesmal in Hallstatt) ausklingen. Dort wurden wir herzlich von Herrn Hofrat Dr. Kern vom Naturhistorischen Museum Wien empfangen, der mit uns am kommenden Tag das Salzbergwerk besuchen sollte.
Am nächsten Morgen in der Früh konnten wir, wenn auch noch im Nebel, zum ersten Mal das Panorama rund um den Hallstätter See sehen. Nach dem Frühstück fuhren wir gemeinsam mit dem Bus nach Hallstatt. Dort erwartete uns bereits Hofrat Dr. Kern mit dem Fahrrad. Zunächst wurde die Zeit für eine standesgemäße Fotopause genutzt. Wir reihten uns in die große Anzahl Asiaten ein, die direkt am Hallstätter See standen und fleißig fotografierten. Hallstatt ist insbesondere in China sehr bekannt. Im Jahr 2012 wurde die Stadt in China originalgetreu, aber seitenverkehrt, nachgebaut. Für wohlhabende Chinesen ist es daher unerlässlich, auf der Europareise auch einen Zwischenstopp im echten Hallstatt zu machen.
Ins Hochtal brachte uns im Anschluss eine moderne Bergbahn. Oben angekommen konnten wir trotz Nebels bereits die atemberaubende Aussicht genießen. Das Wetter deutete für den Tag eine Aufklarung an und strahlend blauen Himmel. Bevor wir aber das gute Wetter und die frische, reine Luft genießen konnten, ging es vorbei am Gräberfeld hinauf zu den Mundlöchern der historischen Abbaustollen in den Salzberg. Alle erhielten entsprechende Kleidung und Helme. Die Kleidung war je nach Größe in unterschiedlichen Farben gehalten, so dass wir nachher im wahrsten Sinne des Wortes als „bunte Truppe“ in den Berg eingefahren bzw. gegangen sind. In zwei Gruppen liefen wir über lange Gänge in den Berg hinein und konnten immer wieder mehr als 2.500 Jahre altes Holz bewundern. In der sog. „Herzkammer“, einem der Highlights unter Tage, konnten wir herzförmige Abbauspuren bestaunen. Ein weiteres Highlight ca. 135 Meter unter der Erdoberfläche war die Besichtigung des Originalfundplatzes einer Holzstiege. Diese ist mittlerweile geborgen worden und wird an anderer Stelle wieder aufgebaut. An der Originalfundstelle ist der Bergdruck zu hoch für eine dauerhafte Präsentation. Neben der Stiege konnte noch meterhohe Jahrtausende alte Schichten gefunden werden. Diese sollen konserviert und analysiert werden und falls es der Rechtsmedizin möglich ist, auch DNA-Spuren herausgefiltert werden. Es sind also auch in den nächsten Jahrzehnten noch spektakuläre Forschungsergebnisse zu erwarten.
Erschöpft von mehreren Stunden Wandern im Berg, trafen wir uns mittags im Restaurant „Rudolfsturm“ mit den Teilnehmern, die nicht an der langen Bergwerkstour teilgenommen haben, sondern stattdessen im Schaubergwerk waren. Bei strahlendem Sonnenschein und zumindest in der Sonne auch warmen Temperaturen tauschten wir uns beim Mittagessen lebhaft über unsere Erlebnisse aus. Bevor es wieder hinab ins Tal ging, ließen wir es uns selbstverständlich nicht nehmen, noch das ein oder andere Foto auf der Aussichtsplattform „Welterbeblick“ zu machen – ein traumhafter Blick über das Tal, Hallstatt und den See.
Auch am Samstag war der von uns angedachte Zeitplan äußerst ambitioniert. Für den geplanten Besuch des Museums in Hallstatt blieb uns eigentlich keine Zeit mehr. Dank Hofrat Dr. Kern wurden die Öffnungszeiten jedoch extra für uns verlängert. Denn exklusiv für uns wurde die Dauerausstellung um die neu entdeckte und frisch restaurierte Kuh-Kälbchenschale erweitert, die im Vergleich zu dem in der Sonderausstellung in Herne zu bewundernden Stück noch zusätzliche Gravuren auf der Kuh zeigt. Für den im Anschluss geplanten Besuch des Beinhauses hatten wir dann leider nicht so viel Glück. Das Haus war bereits geschlossen und auch die Beziehungen von Hofrat Dr. Kern konnten daran leider nichts ändern. Stattdessen blieb uns bis zum Abendessen eine entspannte Stunde für die gemütliche Erkundung des 800-Einwohner-Örtchens.
Am nächsten Morgen machten wir uns schon wieder auf den Heimweg, der allerdings noch durch einen Zwischenstopp in Manching unterbrochen werden sollte. Hier zeigte uns Herr Dr. Pechtl, Archäologe des Kelten-Römer-Museums in Manching, zunächst das Gelände des keltischen Oppidum, das sich zu einem Großteil auf dem Gelände des dortigen Militärflughafens befindet. Nach einem kurzen Abstecher zum Keltenwall, dem Originalstandort des an anderer Stelle rekonstruierten sog. Osttores, erhielten wir noch fundierte Führungen von den beiden Archäologen Dr. Pechtl und Frau Limmer durch die Dauerausstellung und die aktuelle Sonderausstellung „Das goldene Antlitz des unbekannten Makedonenkönigs“, bevor es am Spätnachmittag zurück Richtung Herne ging. Müde erreichten wir Herne um 2 Uhr in der Nacht. Wir standen noch tagelang unter den Eindrücken der Reise.
(Text und Bilder: Johanna Reinker)