Von Burg zu Burg III
Archäologie- und Kunst-Interessierte schrecken ja vor nichts zurück! Schon um 7.45 Uhr geht es los. Noch etwas verschlafen machen sich 13 Mitglieder unseres Fördervereins auf den Weg zur dritten Exkursion „Von Burg zu Burg“. Heute auf dem Programm: der Essener Domschatz, Burg Linn in Krefeld und die Kaiserpfalz in Düsseldorf-Kaiserswerth.
Zunächst geht es also auf in die Kulturhauptstadt, um uns einen der bedeutendsten Domschätze Deutschlands anzusehen: die Schatzkammer des Essener Frauenstiftes. Die Stiftsdamen, die ja nicht ganz unschuldig an den Ereignissen des „AufRuhr 1225!“ waren, haben in Essen über Jahrhunderte erlesenste liturgische Kunstwerke zusammengetragen: die goldene Madonna – auch „Essen sein Schatz“ genannt – eine der ältesten Skulpturen des abendländischen Mittelalters überhaupt, das goldene Prunkschwert mit phantasievollen Fabeltierdarstellungen und nicht zuletzt vier mit Gold und Edelsteinen verzierte Vortragekreuze, die bedeutendsten Werke ottonischer Goldschmiedekunst. Absolut sehenswert!
Danach führt uns unser Weg in den Krefelder Stadtteil Linn, wo sich bis heute die Reste einer der ältesten Festungen des Niederrheins erhalten haben: Burg Linn. Teile dieser wunderschön gelegenen Wasserburg stammen noch aus dem 12. Jahrhundert und wurden zum Teil aus Steinen des nahegelegenen römischen Kastells Gelduba erbaut. Im historischen Rittersaal im zweiten Stock des Palas bestaunen wir die flämischen Wandteppiche, die die alttestamentliche Geschichte von König David und seiner verheirateten Geliebten Bethesda mittelalterlich bebildern. Krönender Abschluss der Burgbesichtigung war die Besichtigung des Bergfrieds. Im ersten Stock eröffnet sich unter einer Gitterabdeckung der Blick in die Abgründe, das Verlies im unteren Turmgeschoss, von der 24 Meter hohen Aussichtsplattform ein herrliches Panorama über Burg und Umgebung. Bevor wir uns dann unser leckeres Mittagessen in der Gaststädte Winkmannshof verdient hatten (sehr zu empfehlen!), machen wir noch einen Abstecher ins Niederrheinische Landesmuseums des Museumszentrums Burg Linn und statten dem prominentesten „Bewohner“ des riesigen römisch-fränkischen Gräberfeldes einen Besuch ab: dem fränkischen Fürsten „Arpvar“. Dieser wurde dort im 6. Jahrhundert mit aufwändigen Grabbeigaben bestattet, einem vergoldeten Spangenhelm, einem zweischneidigen Schwert, der Spatha, und dem einseitigen Hiebschwert, dem Sax. Ein Schild, eine Lanze sowie eine Wurfaxt, die sogenannte Francisca, vervollständigten seine Ausrüstung. Für uns alle ist klar: Eine kurze Stippvisite reicht hier nicht aus. Wir müssen unbedingt wiederkommen, um uns die übrigen Funde aus dem Kastell, dem Vicus und dem Gräberfeld Krefeld-Gellep (Gelduba) anzusehen.
Zuletzt steht ein Gebäudekomplex auf dem Programm, der wirklich eines Kaisers würdig war: Die Kaiserpfalz ins Düsseldorf-Kaiserswerth. Noch heute prägen die mächtigen Mauerreste aus Drachenfelstrachyt aus dem Siebengebirge und dunklem Säulenbasalt aus dem nördlichen Rheinland-Pfalz die Uferansicht des Rheins. Kaiser Friedrich Barbarossa selbst hatte veranlasst, dass die Zollanlage, die den Niederrhein kontrollierte, von Tiel in den heutigen Niederlanden, hierher verlegt wird. Errichtet wurde ein dreigeschossiger Palas, mit einer Höhe von über 25 Metern. Der Bergfried überragte den repräsentativen Saalbau um mindestens weitere 30 Meter. So lassen es zumindest die historischen Abbildungen, die von Kaiserswerth existieren, vermuten. Den Ursprüngen der Siedlung Kaiserswerth kommen wir in der romanischen Basilika unweit der Kaiserpfalz näher. Um 700 n. Chr. hatte der von den britischen Inseln kommende Missionar Suitbert hier eine Klosteranlage errichtet. Und er ist heute noch hier: Wertvollster Schatz der ehemaligen Stifts- und jetzigen Gemeindekirche ist der reich verzierte goldene Schrein mit den Gebeinen des angelsächsischen Gelehrten.
Falls auch Sie Lust bekommen haben, an einer Exkursion des Fördervereins teilzunehmen: Die nächste Tour geht am Samstag, 23. Oktober, in die Stadt des am 7. November 1225 ermordeten Erzbischof nach Köln. Auf dem Programm steht unter anderem ein Besuch der Domschatzkammer mit Besichtigung des Engelbert-Schreins.
Text und Bilder: Dr. J. Mühlenbrock